Allgemeine Informationen

Ein physikalisches Praktikum ist Bestandteil vieler natur- und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge. Da dabei Wissen über allgemeine Methoden und Techniken wissenschaftlichen Experimentierens erworben werden kann, ist es oft ein ganz wesentlicher Teil experimenteller Grundausbildung  – eben nicht nur des Physikstudiums!

Unsere Erfahrungen zeigen leider, dass die schulische experimentell-praktische Vorbildung in naturwissenschaftlichen Gebieten meistens unzureichend ist. Dafür gibt es vielfältige und sehr verschiedene Gründe. Im Studium sehen sich dann sehr viele Studienanfänger zum ersten Mal damit konfrontiert, weitgehend selbständig experimentieren zu müssen.

Besonders in der „Nebenfachausbildung“ (aber auch im Physikstudium selbst) zeigt sich aber, dass die von Studierenden als hochgradig kompliziert und formalisiert empfundene Physik mit ihren vielen Abstraktionen, Idealisierungen, Modellen, Formeln etc. im Praktikum bei den dort exemplarisch behandelten Themen häufig besser verstanden wird als in den Vorlesungen und Übungen. Das ist nicht weiter verwunderlich, bekommen Studienanfänger die „schöne Physik“ doch dort oft als „fertig aufgebautes Gebäude“ von Grundwissen präsentiert, das so bereits hochgradig formalisiert aufgebaut bzw. strukturiert ist. Zudem fehlt meist leider die Zeit, alles wirklich schrittweise zu erklären und Verständnisprobleme eingehend zu klären. So wird es für Studienanfänger sehr schwer, tatsächlich die notwendige Struktur bzw. Systematik in ihr schrittweise aufzubauendes Wissen zu bringen. Es wird auch leider meist nicht deutlich, dass es zum heute selbstverständlichen Wissen der Physik in ihrer geschichtlichen Entwicklung oft lange Zeit, viele Irrwege und heftige Auseinandersetzungen brauchte. Das verstärkt den sich aufbauenden Frust bei der ersten tieferen Beschäftigung mit Physik bei vielen sehr…

Das Praktikum bietet Ihnen die Möglichkeit, Physik als Naturwissenschaft unmittelbar in „eigenhändig“ durchgeführten Experimenten zu erleben und dabei grundlegende Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen in beobachteten Naturerscheinungen bzw. –gesetzen zu erkennen und Ihnen meist schon bekannte physikalische Gesetze in der Praxis zu überprüfen. Dazu lernen Sie die spezifische Denk- und Herangehensweise der Physiker/innen näher kennen als bisher.

Sie gewinnen für sich wertvolle praktische Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Messgeräten und -verfahren sowie Methoden der Versuchsauswertung als unverzichtbaren Bestandteilen experimenteller wissenschaftlicher Arbeit, die über die eigentliche Physik weit hinausgehen.

Sie erwerben Grundfertigkeiten eines wissenschaftlichen Arbeitsstils für die Erfassung, Auswertung und Darstellung experimenteller Ergebnisse als Vorstufe für wissenschaftliche Publikationen bzw. Präsentationen.

Es entwickelt sich die notwendige Routine und Erfahrung für die sachgerechte gewissenhafte Protokollführung und die methodische Auswertung von gewonnenen Messergebnissen mit grafischen und numerischen Hilfsmittel, einschließlich der Anwendung geeigneter Präsentationsformen in Grafiken.

Zudem eignen Sie sich eine Methodik zur kritischen Analyse der eingesetzten Messverfahren und –mittel sowie der damit erzielten Ergebnisse hinsichtlich auftretender Fehlerquellen an, einschließlich ihrer Quantifizierung und Bewertung.

 

Auch wenn ein Physikpraktikum unstrittig sehr viel Schweiß und Zeitaufwand von Ihnen verlangt und zu Beginn ganz enormes „Frustpotenzial“ hat (das wollen und können wir als Lehrende nicht verschweigen): Ihr Engagement lohnt sich am Ende immer für Sie! Und auf unsere wohlwollende und verantwortungsbewusste Unterstützung können Sie zählen!

 

Im Physikalischen Grundpraktikum wurden bzw. werden für die Studierenden unterschiedliche Kurse entsprechend ihrer Fachrichtung und vorbehaltlich den dafür geltenden Studienordnungen – die sich immer noch laufend verändern (können) - angeboten.


In den ausgelaufenen Diplomstudiengängen Physik (bei Immatrikulation vor dem Wintersemester 2005/06) und Lehramt Physik (bei Immatrikulation vor dem Wintersemester 2004/05) waren entsprechend den dafür geltenden Studienordnungen insgesamt drei einsemestrige Kurse zu absolvieren:

·        Physikalisches Grundpraktikum I mit 6 Einführungsversuchen und dem Schwerpunkt der Fehlerrechnung

·        Physikalisches Grundpraktikum II mit 10 Versuchen aus den Gebieten Mechanik und Thermodynamik

·        Physikalisches Grundpraktikum III mit 10 Versuchen aus den Gebieten Elektrodynamik und Optik


Im neuen Studiengang B. Sc. Physik (Monobachelor) mit Immatrikulation ab dem Wintersemester 2005/06 (erster Jahrgang des neuen konsekutiven Studiengangs Physik) waren zunächst entsprechend der Studienordnung im Modul P4 gleich innerhalb der ersten beiden Fachsemester zu absolvieren:

·        Physikalisches Grundpraktikum I mit Versuchen aus den Gebieten Mechanik und Thermodynamik (davon ein Hörsaalversuch)

·        Physikalisches Grundpraktikum II mit Versuchen aus den Gebieten Elektrodynamik und Optik

Die ganz großen Probleme (klare Überforderung der meisten Studienanfänger), die sich mit dieser Variante zeigten, verlangten unvermeidlich eine Lösung bzw. Neustrukturierung.

Zu Beginn des Wintersemesters 2007/08 wurde mit der veränderten Studienordnung auch das Grundpraktikum umstrukturiert. Es besteht seitdem für alle ab diesem Zeitpunkt immatrikulierten Studierenden aus:

·        Einführungspraktikum in den letzten Wochen des 1. Fachsemesters, mit einer Vorlesungsreihe und Elementarversuchen zur Vermittlung der notwendigen Grundkenntnisse für die experimentell-praktische Arbeit

·        Physikalisches Grundpraktikum I mit 10 Versuchen aus den Gebieten Mechanik und Thermodynamik (nur im SS)

·        Physikalisches Grundpraktikum II mit 10 Versuchen aus den Gebieten Elektrodynamik und Optik (nur im WS)

Das (vorsätzlich unbenotete) Einführungspraktikum ist obligatorischer Bestandteil des Moduls P0 für das 1. Fachsemester und zugleich inhaltliche Voraussetzung für das (jeweils benotete) Physikalische Grundpraktikum I und II (Module P6.1 und P6.2). Das hat sich bisher (trotz weiteren inhaltlichen Verbesserungsbedarfs) bewährt.

Inzwischen haben wir Teile des Grundpraktikums II (namentlich die Optik) in das Zwischensemester (erste Märzhälfte) als zweiwöchiges Blockpraktikum (am Vormittag) ausgelagert. Das war aus zeitlichen Gründen (zur Entlastung im WS) und strukturell-organisatorisch (wegen des nötigen Vorlaufs durch die erst im WS laufende Vorlesung des eigenständigen Optik-Moduls) erforderlich. Auch das hat sich prinzipiell bewährt und wird von den Studierenden weit überwiegend positiv angenommen.


Im Studiengang B. Sc. Physik mit Kernfach bzw. Zweitfach Physik (Kombinationsbachelor mit Lehramtsoption) gibt es ebenfalls drei verschiedene Kurse:

Am Ende des 1. Fachsemesters ist als Bestandteil des Moduls PK1 (Physik I) das (unbenotete) sog. Vorpraktikum in der ersten Märzhälfte als zweiwöchige Blockveranstaltung (werktags am Vormittag) zu absolvieren. Hier geht es darum, sich (wie bei den Monobachelor) zunächst erst einmal die Methodik experimenteller Arbeit und ihrer Auswertung anzueignen. Unterstützt werden wir hier personell und materiell-technisch von der Arbeitsgruppe „Didaktik der Physik“.

Im späteren Studienverlauf sind entsprechend der dafür geltenden Studienordnungen insgesamt zwei weitere (aber nun benotete) jeweils einsemestrige Kurse zu absolvieren:

·        Physikalisches Grundpraktikum A mit 10 Versuchen aus den Gebieten Mechanik und Thermodynamik

·        Physikalisches Grundpraktikum B mit 10 Versuchen aus den Gebieten Elektrodynamik und Optik

Wegen Änderung der Studienordnung wurde das Physikalische Grundpraktikum B vom 3. auf das 4. Fachsemester verlegt, so dass seit dem Sommersemester 2007 beide Kurse grundsätzlich nur noch im Sommersemester angeboten werden.


In den Studiengängen mit Physik im Neben- bzw. als Beifach besteht das Physikpraktikum i.d.R. aus einem einsemestrigen Kurs mit Experimenten aus verschiedenen Gebieten, angepasst an die jeweiligen Voraussetzungen und Anforderungen. Fachrichtungsspezifisch und entsprechend den jeweils gültigen Studienordnungen und Nebenfachvereinbarungen wird ein Physikpraktikum für Studierende angeboten

·        im Winter- und im Sommersemester für die Bachelor-Studiengänge Mathematik und Informatik sowie im Grundstudium Agrarwissenschaften/Gartenbau als rein fakultatives Angebot (Auswahl und Anzahl der Versuche nach Absprache)

·        im Wintersemester im Studiengang Kombinationsbachelor Chemie (kern- und Zweitfach) mit Lehramtsoption als obligatorisches Angebot (6 Versuche)

·        im Sommersemester für den Bachelor-Studiengänge Biophysik (dass. wie Grundpraktikum A, 10 Versuche) als obligatorisches Angebot


Weitere Veränderungen werden auch in Zukunft notwendig sein, um auf die sich stetig entwickelnden Anforderungen angemessen zu reagieren und ein qualitativ gutes Physikpraktikum anbieten zu können. Das ist nicht immer so einfach, wie es Studierenden manchmal (auf den ersten Blick) erscheint…

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Letzte Aktualisierung: 25.11.2019